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Leserbrief Sparkassen-Areal -1-

veröffentlicht in der Oberhessischen Presse am 26. Juni 2024

Tropfen auf den w(h)eißen Stein
Nun ist ein erster Schritt getan: der Bebauungsplan für das Verwaltungsgebäude der Sparkasse an
der Frauenbergstraße ist veröffentlicht, so weit so gut. Er lässt viele Fragen und Wünsche offen,
(z.B. warum nur 30% der Dachflächen für Photovoltaik, warum so dünne Bäumchen auf dem
Vorplatz, warum nicht mehr unversiegelte Fläche usw?), aber erst die Ausgestaltung wird zeigen, ob
der große Wurf gelungen ist. Und da das Quartier eine Umwidmung zum Mischgebiet erfährt,
könnte die Stadt vermutlich sehr viel mehr Einfluss nehmen als bei normalen Bebauungsplänen.
Die Stadtsparkasse hat sich nun für einen Entwurf für ihr neues Domizil entschieden, und das lässt
noch mehr Fragen und Wünsche offen. Die erste Frage lautet: warum diesen aus dem Hause Kaut?
Der Wettbewerb wurde in zwei Phasen durchgeführt. In der ersten Runde landete der Entwurf auf
den hinteren Rängen, in der zweiten Runde immerhin auf Platz 3. Die 5-köpfige Jury (davon 2
Landschaftsarchitekten) war überregional besetzt und sicher unabhängig in ihrem Urteil. Sie listet
in ihrem Protokoll eine Menge Mängel auf und bescheinigt dem Plan als Fazit „starke Rigidität und
Monumentalität“. (Nachzulesen auf der Homepage der Sparkasse.) Besser kann man dieses
Büromonster nicht zusammenfassen. Warum also sollte Herr Kaut das bauen? (Den ersten Preis
erhielt das Büro Heide aus Frankfurt/Main.)
Und zu allem Überfluss erwartet uns abermals ein „Quartiersplatz“ aus öder Steinwüste und einigen
spirreligen Fontänchen à la Piscatorhaus. Also wiederholt ein Tropfen auf den heißen, weißen Stein.
Die Stadt (als Mit-Bauherr) beteuert, sie habe ja schon eine Reihe Bäume als Kompromiss
herausgeschlagen. Diese haben den Umfang eines Kinderarms, ihr Schatten wird Generationen
kühlen, die noch nicht geboren wurden. Und weil die Tiefgarage unter diesem Platz sein muss,
können sie auch nur in einem begrenzten Bereich gepflanzt werden.
Die geforderte Fassadenbegrünung wird umgangen, indem kein halber Meter Mauerwerk ohne
Fenster existieren wird. Also statt Kühlung und Reinigung durch Blattwerk teure Beschattung und
Klimaanlagen mit hohem Stromverbrauch.
Angenommen, der Entwurf würde vom Gestaltungsbeirat beurteilt (was bisher noch nicht
geschehen ist), könnte man die Liste der Mängel wenigstens teilweise korrigieren?!
Und was war mit der Perspektivwerkstatt im April, also der Bürgerbeteiligung? Deren Ergebnisse sind bis heute unter Verschluss- warum? Ein Schelm, der dabei ins Grübeln kommt?

Ulla Hirt

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